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Stimmen

Einen kleinen Anker schlagen kann ein neu nach Hamburg kommender Mensch im Ledigenheim. Nicht nur als alleinlebender Mann seit der Zeit, in der man noch ledig sagte und von Heimen sprach. Auch als Autorin und Autor, die etwas vorlesen wollen und Zuhörer finden in diesem Raum, den die Retter des 1912 errichteten Ledigenheims in der Rehhoffstraße für Lesungen und anderes eingerichtet haben. Ein guter Ort an dem ich mich vom ersten Mal lesen an wohlgefühlt habe, und einer der Orte, die Hamburg für mich so lebens- und liebenswert machen. Danke an Antje Block und Jade Jacobs.

Carmen Korn,
Schriftstellerin, 2020

Das Ledigenheim ist so ein guter und wichtiger Ort, und die Lesungen hier sind immer etwas Besonderes, weil hier mit so viel Menschenliebe und Herzenswärme gearbeitet wird. Und das spürt man.

Isabel Bogdan,
Literaturübersetzerin und Schriftstellerin, 2020

Das Ledigenheim ist ein Ort der Notwendigkeit und der Schönheit. Es bietet Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen bescheiden leben, ein Zuhause. Mit unglaublicher persönlicher Anstrengung wird hier sich bemüht, diesen historischen Ort in seiner Bestimmung zu erhalten. Das Ledigenheim hat, sowohl als architektonisches Denkmal, als auch als sozialer Ort, für die Stadt Hamburg eine einzigartige Bedeutung, es muss erhalten und unterstützt werden!

Katrin Seddig,
Autorin, 2020

Ein Ledigenheim? Was ist das? In der Neustadt? Nie gehört. Aha. Klingt interessant - allein der Name: Ledigenheim - was für ein Wohn-, was für ein Lebenskonzept ist damit gemeint? Da bemüht sich jemand um die Erhaltung? Aha. Da lesen? Warum nicht. Das waren einige der Dinge, die mir im Kopf steckten, als ich vor 3 Jahren das erste Mal im Ledigenheim las, mit meinem Kollegen und Freund Rolf Becker, aus den Flüchtlingsgesprächen von Brecht. Es war voll, interessant, lehrreich und ein langer Abend.

Und seitdem weiß ich: ein soziales Projekt, für bezahlbaren Wohnraum, für Alleinlebende, für Durchreisende, gegen die obszönen Mieten in Hamburg Mitte (und nicht nur da), gegen Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit, nicht-kommerziell, nochmal: nicht-kommerziell, in einem Viertel der Freien und Abriß-Stadt Hamburg, in dem seit Jahren alles verkauft und privatisiert wird, was nur irgend geht. So schnell kann man als Bewohner gar nicht gucken, da ist schon wieder 'ne Bücherhalle weg, ein Postamt, eine Schwimmhalle, ein Krankenhaus. Das zum einen.

Und zum anderen: Ein Kultur-Projekt, von Denkmalschutz bis Literatur, von Geschichtsbewußtsein bis Stadtteilleben, eine konkrete Möglichkeit der Begegnung verschiedener Berufe, Milieus, Generationen und Kulturen, und gerne nochmal und immer wieder: nicht-kommerziell! Da war Brecht doch richtig. Rolf und ich auch. Gefragt, ob ich jetzt nochmal lesen würde, diesmal aus meinem eigenen Roman „Martha - ein Leben auf St. Pauli“: Natürlich! Sehr gerne! Na sicher! Mit Vergnügen!

Michael Weber,
Autor und Schauspieler, 2020

Die Leseabende im Ledigenheim sind wohl auch deshalb zu einer beliebten Einrichtung geworden, weil hier ein zwangloser und ganz offener Veranstaltungsort von einem bunt gemischten und geduldigen Publikum besucht wird. Und dass Ankündigung und Organisation so gut geklappt haben, hat mich besonders gefreut, weil es für einen Autor ohne große Stammleserschaft beileibe nicht selbstverständlich ist, dass sich ein ausreichender Zuhörerkreis einfindet.

Ludger Bollen,
Autor, 2018

Die Lesung im Ledigenheim und die Diskussion mit einem wunderbaren Publikum an einem so großartigen Ort hatte wirklich etwas von einer „Verteidigung der Träume“. Der Abend wirkte auf mich wie ein Moment, in dem wir als Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt versuchen, „Demokratie zurückzuerobern“. Ämter und mächtige Profit-Interessen beherrschen unser Gemeinwesen, das ursprünglich anders geplant, gebaut und mit Leben erfüllt worden ist: „Das Ledigenheim ist ein Beispiel“. Wir müssen alles tun, um es zu erhalten!

Luc Jochimsen,
Journalistin, Politikerin und Autorin, 2015

Es gibt Anfragen, bei denen man nicht lange überlegt. Dazu gehörte die, im Ledigenheim eine Benefizlesung zu machen. Denn diese soziale Einrichtung ist aus vielen Gründen unverzichtbar. Gäbe es sie nicht mehr, wäre das ein Armutszeugnis für Hamburg.

Rainer Moritz,
Autor und Leiter des Literaturhaus Hamburg, 2015

Eine gewachsene Einrichtung und eine soziale Idee zu zerstören ist Sadismus. Besonders dann, wenn das Haus auch noch der historischen Funktion nachkommt. Das Ledigenheim erfüllt beides. Es ist ein Element der Identitätsstiftung unserer Stadt.

Gunter Gerlach,
Autor, 2015

Als ich mit der Bitte konfrontiert wurde, eine Benefiz-Lesung für das Ledigenheim zu geben, war ich von vornherein grundsätzlich interessiert. Als Autor bin ich buchstäblicher Stubenhocker – wer, wenn nicht ich, könnte den Wunsch nach einem Dach überm Kopf besser verstehen? Fragte dann aber wie üblich meinen Agenten, was er von der Sache hielte. Und der antwortete: ,Wer weiß, ob wir als Freiberufler nicht selber mal dort landen?' Eben.

Frank Schulz,
Autor, 2015

Der Erhalt des Ledigenheims »liegt wegen der historischen Bedeutung als Dokument der Sanierungsgeschichte dieser Stadt, der sozialen Fürsorge durch die Bereitstellung von Wohnungen, der reformerischen Architektur, sowie der Wiederaufbaugeschichte der inneren Stadt sowie zur Erhaltung der charakteristischen Eigenheiten des Stadtbildes [...] im öffentlichen Interesse. Es ist ein wahres Stück Hamburg! Allein schon mit Blick auf die Interessen des staatlichen Denkmalschutzes ist Ihnen daher sehr zu danken, von den sozialen Aspekten Ihres Engagements abgesehen. Ich kann Ihnen nur weiterhin die Kraft und Geduld, aber natürlich auch die finanziellen Zuwendungen wünschen, die notwendig sind, um hier zum Erfolg zu kommen.

Andreas Kellner,
ehemaliger Leiter des Denkmalschutzamtes, 2014

Ich habe ja schon vor ca. einem Jahr in der Rehoffstraße 1-3 eine Lesung abgehalten. Gestoßen bin ich damals durch die Presse auf das Projekt „Das Ledigenheim erhalten“. Da ich auf St. Pauli aufgewachsen bin und mich in meinen Büchern mit der Nachkriegszeit Hamburgs auseinandersetze, halte ich den Erhalt des Ledigenheims für mehr als wünschenswert. Dieses Haus ist architektonisch und reformerisch ein wahres Schmuckstück Hamburgs. Und es ist ein großer Unterschied, es zu erinnern, vielleicht mal darüber zu lesen, als es betreten, nutzen und seine geschichtsträchtige Luft atmen zu können. Begeistert haben mich schon damals das Engagement und der Ideenreichtum, womit sich die Projektbetreiber für den Erhalt des Heimes einsetzen. Auch durfte ich bei meiner Lesung ein paar typische Neustädter kennen lernen, die ja in der 50er Jahren als „Kuhberger“ die erklärten Feinde der St.-Pauli-Jungs waren. Ich hätte mir damals nicht träumen lassen, welch eine erwartungsvolle Freude es für mich sein würde, auch in diesem Herbst dort wieder eine Lesung machen zu können.

Konrad Lorenz,
Autor, 2014

Wir haben ja viele interessante, ungewöhnliche und mutige Projekte im Bezirk Hamburg Mitte. Ich muss Ihnen aber einräumen, dass das, was Sie heute anstoßen, mit Abstand das ungewöhnlichste und Mutigste ist[.] Die Idee, in einer Art zusammen zu wohnen, dass der Einzelne sehr wenig individuelle Fläche hat, viel Gemeinschaftsfläche da ist, so dass auch jemand, der alleinstehend ist, ledig ist, ein Leben in Gemeinschaft führen kann, das ist ein Ansatz, der auch heute wieder jede Unterstützung, jede Wiederbelebung, jede Neuentdeckung und jede Weiterentwicklung verdient. Und auch deswegen unterstützen wir dieses Projekt hier sehr gerne.

Andy Grote,
ehemaliger Bezirksamtsleiter Hamburg-Mitte, 2013

Ich finde es persönlich einfach bemerkenswert, mit welchem Idealismus sich die jungen Leute, die sich dem Projekt verschrieben haben, dahinterklemmen. Ich wähnte mich ja zwischendurch ob des großen Idealismus schon im Film einer Kunstperformance, weil ich gedacht habe, das kann gar nicht sein. Gibt es das tatsächlich noch? Gibt es Leute, die ihre ganze Zeit und ihr ganzes Geld in ein solches Projekt stecken, ohne einen ökonomischen Hintergedanken zu haben – einfach nur, weil sie es wichtig finden, ein solches Konzept zu retten mit der ganzen Geschichte, die dahinter steckt. Und ich kann nur sagen, solange es solche Leute gibt, habe ich Hoffnung[.] Ich wünsche diesem Projekt alles Gute. Ich hoffe, dass es eine Möglichkeit gibt, diese Idee zu retten als etwas, was wirklich durchtränkt ist von Geschichte.

Dr. Kirsten Baumann,
ehemalige Direktorin des Museums der Arbeit, 2013

Mit Hilfe vieler ist es gelungen, große Schritte auf dem Weg zur Erhaltung dieser Einrichtung zu gehen. Ich wünschen allen, die sich hier für den Hoffnungsort der Rehhoffstraße engagieren, Beständigkeit, Vertrauen und Ausdauer, damit dieser Ort für den ganzen Stadtteil und darüber hinaus ein Zeichen für eine ganz neue Art der Stadtentwicklung und Stadterneuerung werden möge. Einer Erneuerung im Geiste der Achtsamkeit, der Gerechtigkeit, der Barmherzigkeit und der Solidarität. Ich wünsch allen – verbunden mit meinem Dank für ihr großes und manchmal die eigenen Kräfte übersteigendes Engagement – viel Kraft, Mut, Phantasie und Segen.

Hartmut Dinse,
ehemaliger Pastor der St.-Michaelis-Kirche, 2013