Ein Ledigenheim? Was ist das? In der
Neustadt? Nie gehört. Aha. Klingt interessant
- allein der Name: Ledigenheim - was für
ein Wohn-, was für ein Lebenskonzept ist
damit gemeint? Da bemüht sich jemand um
die Erhaltung? Aha. Da lesen? Warum nicht.
Das waren einige der Dinge, die mir im Kopf
steckten, als ich vor 3 Jahren das erste
Mal im Ledigenheim las, mit meinem Kollegen
und Freund Rolf Becker, aus den
Flüchtlingsgesprächen von Brecht. Es war
voll, interessant, lehrreich und ein langer
Abend.
Und seitdem weiß ich: ein soziales Projekt,
für bezahlbaren Wohnraum, für Alleinlebende,
für Durchreisende, gegen die obszönen Mieten
in Hamburg Mitte (und nicht nur da), gegen
Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit,
nicht-kommerziell, nochmal: nicht-kommerziell,
in einem Viertel der Freien und Abriß-Stadt
Hamburg, in dem seit Jahren alles verkauft
und privatisiert wird, was nur irgend geht.
So schnell kann man als Bewohner gar nicht
gucken, da ist schon wieder 'ne Bücherhalle
weg, ein Postamt, eine Schwimmhalle, ein
Krankenhaus. Das zum einen.
Und zum anderen: Ein Kultur-Projekt, von
Denkmalschutz bis Literatur, von
Geschichtsbewußtsein bis Stadtteilleben,
eine konkrete Möglichkeit der Begegnung
verschiedener Berufe, Milieus, Generationen
und Kulturen, und gerne nochmal und immer
wieder: nicht-kommerziell! Da war Brecht
doch richtig. Rolf und ich auch. Gefragt,
ob ich jetzt nochmal lesen würde, diesmal
aus meinem eigenen Roman „Martha - ein
Leben auf St. Pauli“: Natürlich! Sehr gerne!
Na sicher! Mit Vergnügen!